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GEBURTSBERICHT


Die Geburt meines ersten Kindes war wie ein Blick in den Himmel. Ein gesundes Kind in einer wundervollen Geburt auf die Welt zu bringen. Wir waren schnell, komplikationsfrei und durch etwas körperliche und mentale Vorbereitung frei von jeder Unsicherheit oder gar Angst. Für mich war es perfekt.
Doch eine zweite Geburt, wie soll diese nur annähernd der Ersten gleichkommen? Kann es möglich sein als Frau zwei perfekte Geburten zu erleben, gibt es doch die schaurigsten Geschichten. So begann meine Suche nach Etwas, dass mich die Geburt noch entspannter, noch freudiger und noch intensiver erleben ließ. Zum Glück habe ich es gefunden. Es ist eine Methode, welche mit täglichen Affirmationen arbeitet, des Weiteren sollen bestimmte Atem- und Entspannungstechniken eingeübt werden. Natürlich kann es immer wieder zu schwierigen Situationen kommen, doch bin ich mir sicher, dass der Hauptanteil einer Geburt von positivem Denken und einer positiven Einstellung beeinflusst werden kann.
In der 28 SSW begann ich mit den Vorbereitungen. Täglich 1-2 Stunden üben, immer wieder die gleichen Zeilen der positiven Geburtsformulierungen lesen und auswendig lernen; sich bewusst entspannen. Das mag sehr zeitaufwendig klingen, doch was sind 2 Stunden täglich für eine Geburt an die man sich ein Leben lang gerne erinnert. Schon in diesen Momenten findet ein intensives Auseinandersetzen mit seinem Baby statt.

So wurde mir auch klar, dass ich mein Baby nicht durch das übliche „Pressen“ auf die Welt bringen möchte. Ich habe für mich erkannt, dass nicht ich im Zentrum der Geburt stehe, sondern mein Baby den Hauptanteil leistet und ich es dabei unterstützen werde.
Bereits in der 36 SSW sagte man mir, dass das Baby tendenziell früher zur Welt kommen würde. Da es schon sehr tief im Becken läge, könnte es jederzeit losgehen. Ich war so gerne schwanger und wollte meinem Baby noch genug Zeit zum Reifen geben. Insgeheim hoffte ich, dass es noch länger bei mir bleiben würde – was es dann auch tat. 11 Tage nach dem errechneten Geburtstermin erhielt ich den Einleitungstermin für den vierzehnten Tag – mein größter Albtraum schien wahr zu werden; nicht aus Angst vor Schmerzen; Nein, ich fühlte mich dadurch der Natürlichkeit beraubt und wollte mein Kind keinesfalls schockartig aus dem Schlaf reißen. Gut, dass es grundsätzlich die Möglichkeit der Einleitung gibt. Für mich kam diese jedoch nicht in Frage. Kein Einleiten, keine Medikamente während der Geburt, keine umfangreiche Unterstützung von außen. Alles so natürlich und ursprünglich wie möglich.
Aus diesem Grund setzte ich nochmals verstärkt auf div. Tees, Kügelchen, Ölmassagen, Akupunktur sowie Gebete. Plötzlich setzten stärkere Wehen ein. Ich wusste sofort, noch heute halten wir unser Baby in Händen.
Mein Freund und ich warteten noch möglichst lange zu Hause ab bevor wir uns auf den Weg ins Krankenhaus machten. Ankunft: 18:15.
Ich muss so glücklich und entspannt ausgesehen haben, dass mir die Hebamme ursprünglich nur ein Lächeln schenkte als ich freudig sagte „ Ich bin zur Geburt hier“. Nachdem ich jedoch den Wehenabstand nannte und erwähnte, dass es bereits meine zweite Geburt sei, wurde sie etwas hellhöriger. Endgültigen Glauben schenkte sie mir, als sie die Aufzeichnungen am Wehenschreiber sah.
Nach Erledigung sämtlicher Formalitäten war Schichtwechsel. Im Nachhinein betrachtet das Beste was mir passieren konnte, denn von nun an übernahm Eva die Begleitung meiner Geburt. Meine perfekte Hebamme. Ich bin noch heute dankbar für ihr Beisein.
18:45: Platzen der Fruchtblase
So um 19 Uhr meinte Eva, ich solle das Zimmer beziehen, etwas spazieren gehen und um 20:30 würden wir dann die nächste Kontrolle machen. Mein Freund und ich sahen uns etwas verzweifelt an, da wir davon überzeugt waren, dass zu dieser Uhrzeit unser Kind schon in der eigentlichen Geburtsphase sein wird. Also brachten wir noch das Gepäck aufs Zimmer, danach wollte ich jedoch unbedingt in den Kreissaal. Es geht los, soviel stand für mich fest. Mein Wunschkreissaal war frei, ich hatte die für mich passende Hebamme, unser erstes Kind wird von liebevollen Freunden ins Bett gebracht. Alles lief so wie ich es mir in den letzten Monaten täglich vorgestellt habe.
Die Wehen wurden stärker und mit hohem Tempo öffnete sich der Muttermund. Voller Dank war ich für jede dieser Wehen und voller Glück, dass uns jede Wehe unser Kind näher brachte. Während der Wehe war ich gedanklich ausschließlich bei meinem Baby. Ich konzentrierte mich auf die Atmung, machte den Weg frei. Nie kamen mir Gedanken wie: „ich möchte medikamentöse Unterstützung; ich kann nicht mehr!“
Zwischen den Wehen war ich relativ klar und ganz automatisch summte ich“ Mmmmhhh“. So konnte ich schon mein erstes Kind bei großer Aufregung beruhigen, warum also nicht auch mich selbst. Gegen Ende der Eröffnungsphase ging eine Wehe in die andere über, doch ich verkrampfte mich kein einziges Mal.
Die Presswehen kamen und ich spürte einen intensiven Druck nach unten. „Ich kann es nicht mehr zurückhalten, es kommt jetzt!“ Eva baute die Liege um und ich begab mich in den Vierfüßler Stand. In dieser angenehmen Position brachte ich mein Kind zur Welt. Zwischen den Presswehen musste ich sogar einige Male lachen. Eva tupfte zwischen meinen Beinen mit einem Tuch herum und es kitzelte so sehr, dass ich lachen musste. Zwischenzeitlich überlegte ich sie zu bitten, das Tupfen zu beenden, doch was ist entspannender als zu Lachen. Mein Freund erzählte mir später, er und Eva hätten sich jedes Mal fragende Blicke zugeworfen. Sie meinten wohl, ich wäre zu diesem Zeitpunkt nicht ganz bei „Sinnen“ gewesen.
Jeder Frau kann ich nur empfehlen in dieser Geburtsphase ab und zu die Hand zwischen die Beine zu legen und bereits den Kopf zu fühlen. Es ist wundervoll und motiviert obendrein.
Eva fragte mich auch, ob sie eine Kollegin hinzuholen dürfte. In einer anderen Situation hätte ich mir gedacht: „gibt es etwa Komplikationen mit denen Eva nicht zu Recht kommt?“, doch für mich war klar, dass alles glatt läuft.
Der Kopf kam heraus und mit der letzten Wehe war unser Baby geboren. Sofort zog ich mir das Shirt über den Kopf, beugte mich hinunter zu unserem Baby und küsste und streichelte es. Erst nach wenigen Sekunden, als es sich bewegte sah ich, dass wir einen zweiten Sohn bekommen haben.
So gleichgültig war mir das Geschlecht, dass ich nicht mal sofort nachsah, sondern es erst bei seiner „ Präsentation“ erkannte.
Unser Sohn Paul ist um 20:55 zur Welt gekommen.
Das Bonding war noch eine schöne Zeit. Im Kreissaal ging ich noch unter die Dusche und ca. 2 Stunden nach der Geburt lagen Paul und ich in unserem Bett. Eine wundervolle erste Nacht mit Paul begann.
Allzu oft erzählte ich nicht von Pauls Geburt. An den Reaktionen mancher Zuhörer erkannte ich, dass es offenbar als arrogant angesehen wird, wenn man eine wunderschöne Geburt ohne Schmerzen erleben darf. Stolz auf die Geburt zu sein und davon zu schwärmen ist offenbar nicht so „sensationell“ und das Interesse geht schnell verloren.
Ich genieße immer wieder die Erinnerung an die Geburt und wünsche allen gebärenden Frauen, dass sie Vertrauen in ihre eigenen Kräfte haben und die Geburt eines Kindes zu einem Fest werden lassen.
Eva hat sich am nächsten Tag bei mir bedankt, dass sie bei dieser Geburt dabei sein durfte. Sie sagte, ich würde ihr in Erinnerung bleiben. Da darf man schon auch ein bisschen stolz sein.
Dankbar bin ich, dass ich gemeinsam mit meinem Freund zwei schöne Geburten erleben durfte und stolz bin ich auf unsere beiden Söhne Paul und Maximilian, die mit großer Energie und aus eigener Kraft ihr Leben begonnen haben.
Liebe Eva, mein besonderer Dank gilt Dir; Du bist voll und ganz auf meine mitgebrachte „Wunschliste“ eingegangen und hast mich dadurch bestmöglich unterstützt.